Gemeinsame Wanderungen am 1. Mai haben für viele Hemishofer bereits Tradition. Dieses Jahr standen die Themen Heilpflanzen, Biber und Rebbau auf dem Programm.

Ernst Hun­ke­l­er, Schaff­hau­ser Nach­rich­ten

In Anbe­tracht der für ei­nen Mai­bum­mel nicht gera­de optima­len Wet­ter­pro­gno­sen für den Mon­tag war es mit rund 40 Teil­neh­mern doch ein be­achtlicher Quer­schnitt durch die Dorf­bevölkerung, der sich um 11 Uhr bei der Mehr­zweck­hal­le Hemis­ho­fen zum Mai­bummel ein­fand. Ein­ge­la­den hat­te der zu Beginn des Jah­res 2022 gegrün­de­te Ver­ein «Schul­haus Hemis­ho­fen», der sich auf Initia­ti­ve von Gemein­de­rä­tin Lin­da Stoll hin unter ande­rem das Ziel gesetzt hat, die Hemis­ho­fer Bevölke­rung über gemein­sa­me Unternehmun­gen näher zusam­men zu brin­gen.

Zum Auf­takt des dies­jäh­ri­gen Bum­mels wan­der­te die Grup­pe hin­ab zum Schul­haus, wo neben­an bei der Pflan­zenkundlerin Vio­let­te Tan­ner die ers­te Sta­ti­on war­te­te. Seit gut 20 Jah­ren be­fasst sich die Hemis­ho­fe­rin vor­ab mit Kräu­tern, denen hei­len­de ·Kräf­te zuge­ordnet wer­den. Sie orga­ni­siet Exkur­sionen sowie (Lehrer-)Fortbildungen zum The­ma und hat nebst ande­ren Ver­öffentlichungen diver­se Bücher zum The­ma geschrie­ben, wie zum Bei­spiel den Best­sel­ler «Wild­pflan­zen­kü­che» (AT Ver­lag Aar­au). Bei der aus­ge­bil­de­ten Heilpflanzen­fachfrau und Natur­päd­ago­gin erwar­tete die Mai­bumm­ler ein repräsentati­ver Quer­schnitt an Gewäch­sen, die seit Men­schen­ge­den­ken für ihre posi­ti­ve Wir­kung auf unse­re Orga­ne geschätzt wer­den – oder deren Genuss mit höchs­ter Vor­sicht und nur von Fach­leu­ten zu emp­feh­len ist, wie etwa die gif­ti­gen Aron­stab und Efeu. Fünf Pflan­zen, die dage­gen für ihre man­nig­fa­che Gesund­heits­för­de­rung bekannt sind und von der Refe­ren­tin detail­liert vor­ge­stellt wur­den: Die Lin­de vor dem Wohn­haus der Tan­ners, der Huf­lat­tich (Hus­ten, Erkäl­tun­gen), der Löwen­zahn (Gal­le, Leber, Stoff­wech­sel), der Bär­lauch (Zi­tat: «Super Power­pflan­ze», rei­nigt im Früh­jahr den gan­zen Orga­nis­mus) und schliess­lich die Gun­del­re­be, deren an­geblich magi­sche Kräf­te die Bau­ern frü­her nutz­ten, indem sie damit das Milch­geschirr aus­wu­schen.

Nach der inten­si­ven Lek­ti­on in Sa­chen Pflan­zen­kun­de ging es dem Rhein ent­lang zum Natur­re­ser­vat «I de Hose», wo Lin­da Stoll den Biber vor­stell­te. Sie tat dies nicht nur mit Wor­ten – sie kram­te gar einen Biber­schä­del und ein Fell aus dem Ruck­sack, denn dem Rhein­ufer ent­lang ent­deckt man tags­über kaum je einen leben­di­gen Biber, wohl aber weit ver­brei­tet die angeknab­berten bis gefäll­ten Bäu­me. Fell und Schä­del des prä­sen­tier­ten Exem­plars stam­men übri­gens von einem Biber, der im Rhein­fall sein Leben liess.

Reben im Rückstand

Vom Rhein­ufer ging es dann hoch in die Stei­ner Reb­ber­ge und dem Wald­rand ent­lang in Rich­tung Eselsbrün­neli. Ein paar Meter wei­ter hat das Stei­ner Forst­amt als Spen­de der Gemein­de Hemis­ho­fen in der letz­ten April­wo­che eine Aus­sichts­bank auf­ge­stellt, direkt ober­halb der Reben von Micha­el Zäh­ner. Der Hemis­ho­fer Wein­bau­er, des­sen Betrieb bereits mit dem Prä­di­kat «Bio» zer­ti­fi­ziert wur­de und des­sen «Riesling­Sylvaner», «Char­don­nay» und «Blanc de Noir» wohl dem­nächst die­ses Gütesie­gel ergat­tern wer­den, stell­te sein über eine Hekt­are umfas­sen­des Unterneh­men vor. Er erläu­ter­te die Vor­tei­le der Bio­di­ver­si­tät; die Bestre­bun­gen, dem Boden unter den Reben bei Ver­zicht vön Her­bi­zi­den zu einem funk­tio­nie­ren­den, sich selbst regu­lie­ren­den Lebens­raum zu ver­hel­fen. Und: Die Wein­stö­cke stün­den momen­tan gut da, mach­ten· Hoff­nung auf eine gute Ern­te.

Dass der Früh­ling nass sei und die Re­ben momen­tan um etwa eine Woche hin­ter dem Durch­schnitts­jahr zurück­lä­gen, sieht Zäh­ner als Vor­tei­le: Im aktu­el­len Sta­di­um könn­ten die Reben Feuch­tig­keit brau­chen, und der mini­ma­le Rück­stand sei von Vor­teil, falls die Tem­pe­ra­tu­ren noch­mals krass sin­ken soll­ten. Bei «Lei­bacher Wein&Bier» lies­sen die Teilneh­mer als Gäs­te der Gemein­de den gelun­genen Mai­bum­mel aus­klin­gen.