In Hemishofen stellten Felix Dietsch und Julian Tschanen ihre visionären Ideen für die Umnutzung des Schulhauses vor. Die Pläne stiessen auf Begeisterung und Skepsis zugleich.

Schaff­hau­ser Nach­rich­ten, 3. Dezem­ber 2022

Autor: Tho­mas Mar­tens

Es war nur eine klei­ne Schar, die sich am Diens­tag­abend in der Mehr­zweck­hal­le Hemis­ho­fen auf Ein­la­dung von Gemein­de­rä­tin Lin­da Stoll ein­fand, um sich die ambi­tio­nier­ten Visio­nen zur Umnut­zung des Schul­hau­ses anzu­hö­ren. Die Innen­ar­chi­tek­ten Felix Dietsch und Juli­an Tscha­nen von Dost Archi­tek­tur erläu­ter­ten ihre Vor­stel­lun­gen zur künf­ti­gen Nut­zung, die sie basie­rend auf den Vor­ga­ben erstellt hat­ten. Und die­se reich­ten vom Erd­ge­schoss bis unters Dach. In die Über­le­gun­gen zu den Visio­nen wur­den die wei­te­re Umge­bung, Ver­kehrs­we­ge und auch das Son­nen­stands­dia­gramm ein­be­zo­gen. Eben­so flos­sen die Ideen, Anre­gun­gen und Wün­sche aus der vor­be­rei­ten­den Arbeits­grup­pe mit ein (die SN berich­te­ten). Die Archi­tek­ten berück­sich­tig­ten bei ihrer Arbeit auch die bereits bestehen­den Ver­ei­ne und Orga­ni­sa­tio­nen. Sie sei­en erstaunt gewe­sen über die hohe Dich­te an bereits bestehen­den Akti­vi­tä­ten, so Tscha­nen.

Ein Ort der Gemeinschaft

Geben und Neh­men steht als Grund­satz über den ent­wi­ckel­ten Mög­lich­kei­ten, das Schul­haus mit Leben zu fül­len. «Es soll ein Ort für Gemein­schaft und Aus­tausch wer­den», beton­ten sowohl Dietsch als auch Tscha­nen. Im frei zugäng­li­chen Erd­ge­schoss ist als Begeg­nungs­raum ein Bis­tro mit einer Küche geplant, auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te sol­len ein offe­ner Spiel­raum und ein Platz für Kur­se ent­ste­hen. Eben­falls in die Pla­nung ein­be­zo­gen ist der Unter­stand, der unter ande­rem für Som­mer­ver­käu­fe, Floh­markt, kurz für Akti­vi­tä­ten im Frei­en, genutzt wer­den kann.

Nicht frei zugäng­lich sol­len das Ober- und das Dach­ge­schoss sein. Sie die­nen der Krea­ti­vi­tät. Malen, Nähen, Wer­ken sol­len hier statt­fin­den. Zum Schutz von Inven­tar und ent­ste­hen­den Arbei­ten ist hier nur der Zugang mit Schlüs­sel mög­lich. Damit ist gleich­zei­tig die Ver­ant­wort­lich­keit klar. Sämt­li­che Räu­me sind auch mul­ti­funk­tio­nal nutz­bar. Ein beson­de­res Bijou bil­det der Dach­raum mit sei­ner bereits bestehen­den Aus­rüs­tung von Werk­zeug fürs Schrei­nern und Wer­ken. Hier könn­te auch ein Ate­lier für gross­for­ma­ti­ges Gestal­ten ent­ste­hen. Eben­so in die Gestal­tung ein­be­zo­gen wur­de der Aus­sen­raum. Hier raten die Archi­tek­ten etwa dazu, Gar­ten­bee­te anzu­le­gen. Die ent­spre­chen­de Illus­tra­ti­on zeigt sie als Hoch­bee­te, die gemein­sam gepflegt wer­den sol­len.

Schwierig, die Leute ins Boot zu holen

Wie aber fie­len die Reak­tio­nen aus? Er sei total erschla­gen von der Fül­le der Mög­lich­kei­ten, mein­te ein Teil­neh­mer. Eine Besu­che­rin begrüss­te die Visi­on und beton­te, es sei wich­tig, sie vor Augen zu haben, auch wenn man nur schritt­wei­se ver­wirk­li­chen kön­ne. Eine wei­te­re Fra­ge bezog sich auf die Nut­zung: «Es ist schwie­rig in der länd­li­chen Umge­bung, die Leu­te ins Boot zu holen», so ein Beden­ken. Die Wohn­si­tua­ti­on ist anders als in einer Stadt, wo die Woh­nun­gen oft klein sind, so eine wei­te­re Fest­stel­lung, die dar­auf hin­ziel­te, dass das Ange­bot des­halb wohl nur beschränkt genutzt wer­den könn­te. Einer Besu­che­rin fehl­ten zudem die Ange­bo­te, die «noch an das ehe­ma­li­ge Schul­haus erin­nern» und sich unmit­tel­bar an Kin­der rich­ten. Sie erwähn­te etwa einen Raum für Auf­ga­ben­hil­fe oder Reli­gi­ons­un­ter­richt.

Verein soll gegründet werden

Im Ver­lau­fe der Dis­kus­si­on stell­te sich klar her­aus, dass ein schritt­wei­ses Vor­ge­hen ange­bracht ist und zwar in zwei­er­lei Hin­sicht. Es ent­ste­hen erheb­li­che Kos­ten. Auch sind die per­so­nel­len Res­sour­cen einer klei­nen Gemein­de beschränkt. Auf Hemis­ho­fen und mit­hin auf Stoll war­tet eine gros­se Arbeit. Es gilt einer­seits, die Finan­zie­rung zu sichern. Ande­rer­seits muss eine Grup­pie­rung von Leu­ten bereit sein, hier aktiv mit­zu­ar­bei­ten. Stoll plant als nächs­ten Schritt die Grün­dung eines Ver­eins. Dar­in sol­len die anfal­len­den Auf­ga­ben wie Finan­zie­rung und Orga­ni­sa­ti­on des künf­ti­gen Betriebs auf­ge­teilt und ein­zel­nen Ver­ant­wort­li­chen zuge­wie­sen wer­den. Ob der­einst das Pro­jekt im Gesam­ten rea­li­siert wer­den kann oder ob man schritt­wei­se vor­ge­hen will, wird wesent­lich davon abhän­gen, ob die not­wen­di­gen finan­zi­el­len Mit­tel zur Ver­fü­gung ste­hen.